Färben mit Naturfarben
 von Angharad Beyer und Andreas Sturm

Indigo und Waid

Indigo ist neben Krapp und Reseda einer der ältesten bekannten pflanzlichen Farbstoffe. Die ältesten Funde stammen aus einer steinzeitlichen Höhle in Frankreich. Der älteste schriftliche Hinweis kann bei Caesar in seinem Buch über den Gallischen Krieg nachgelesen werden: "Alle Britannier färben sich mit Waid (vitrum) blau, und sehen daher in der Schlacht ganz schrecklich aus."

In Europa gewann man den blauen Farbstoff lange Zeit aus Färberwaid. Ein Zentrum des Waidanbaus lag in Thüringen. Die Stadt Erfurt wurde durch den Waidhandel so reich, dass sie daraus die Mittel zur Gründung der Universität im Jahre 1392 aufbrachte. Der in Thüringen produzierte Waidindigo wurde nach Sachsen oder in die Tuchstadt Köln exportiert. Über die Hafenstädte Hamburg, Lübeck und Bremen gelangte er nach Holland und England.

Im 17. Jahrhundert verdrängte die asiatische Indigopflanze den Waid vom Markt, da die Farbstoffkonzentration in ihr weit höher ist. Im Jahr 1878 gelang dem deutschen Chemiker Adolf von Bayer die erste künstliche Herstellung von Indigo. Die Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF) in Ludwigshafen warf diesen synthetischen Indigo 1897 zu einem sehr günstigen Preis auf den Markt. Bis heute ist der künstliche Indigo der wichtigste Farbstoff für Jeans geblieben.

In den Indigopflanzen befindet sich jedoch kein Indigo, sondern nur Vorstufen des Farbstoffes. Die Gewinnung umfasste mehrere, zeitaufwendige Schritte. Erst nach zwei Jahren war der Waid für eine Färbung bereit.

Indigo selbst ist aber nicht wasserlöslich, deshalb muß er erst mit Hilfe einer Reduktion in das gelbe Indigoweiß umgewandelt werden.

Färben mit Indigo

Die Textilien werden in die Küpe mit dem wasserlöslichen Salz getaucht. Das Material färbt sich durch das Indigoweiß gelb. Die blaue Farbe entsteht erst durch die Oxidation des Farbstoffes, sobald er nach dem Färben mit dem Luftsauerstoff reagieren kann. Die Farbe schlägt von gelb über grün nach blau um.

zurück zum Inhalt weiter

   © 2004 Historische Interpretationen Sybille A. Beyer & Andreas Sturm GbR

 Home
   Publikationen
     Experimente
       Naturfarben
         Indigo/Waid