Färben mit Naturfarben
 von Angharad Beyer und Andreas Sturm

Das Handwerk der Färber im Mittelalter

Illustration: Des Proprietez des Chises (Royal 15 E. III, f269), von Jean du Ries, Brügge, 1482, British Museum, London

Flämische Färber bei der Arbeit.

Ich bin der schwarz Farb ein Sücher/
Ferb den Kauffleutn die Schwabnthücher
Grün/ graw und schwartz / unn darzu blaw/
Darzu ich auch sie mang fein gell und glat/
Auch was man sonst zu ferben hat/
Und mangen findt man mich allzeit/
Darzu gutwillig und bereit
.

Hans Sachs, Ständebuch

auch Fläminger (=flämischer Tuchfärber), Graufärber (= Loden- oder Grobtuchfärber), Rauschfärber (= Schwarz-, Schlecht- oder Schlichtfärber), Schönfärber (= die bei ihrer Arbeit helle Farben verwenden), Waidfärber (= Blaufärber).

Im 12. und 13. Jahrhundert brachte der Handel mit den Mittelmeer-Anrainern die Verbreitung neuer Farben und Techniken. Aus dem Levante (Länder um das östliche Mittelmeer) kamen vor allem Indigo, Farbhölzer (Rot- und Brasilholz), Safran, Saflor (Färberdistel, Spanischrot), Krapp und Galläpfel. Als Beizmittel fand Alaun Verbreitung, doch auch Aschenaufgüsse, Kalklaugen und Urin blieben im Gebrauch. Die neuen Beizenfarbstoffe und die neuen Färbetechniken, die durch Färber aus Ober- und Mittelitalien sowie aus Flandern verbreitet wurden, bildeten die Grundlage einer blühenden handwerklichen Färberei.

Das Färberhandwerk setzte großes Fachwissen und Erfahrung voraus, das in einer langen Lehrzeit (3-6 Jahre) und vor allem auf der Wanderschaft erlernt werden mußte. Besonders geschätzt wurden die Fähigkeiten der flämischen Färber, die bald in ganz Europa gesuchte Handwerker waren und mit außerordentlich hohen Gehältern geworben wurden.

Schon 1208 sind flämische Färber in Wien, 1259 Schwarz- und Waidfärber in Regensburg, 1268 Färber in Braunschweig und 1359 Seidenfärber in Köln urkundlich erwähnt. Um 1300 findet sich jedoch noch kein Hinweis auf eine eigenständige Zunft der Färber. Zwar gab es in Köln schon einige selbständige Färber, doch auch die Tuchscherer, Weber und Wollschläger färbten. Erst im Laufe des 14. Jh. lösten sich die Färber als eigenenständige Zünfte aus diesen Handwerken heraus. Aus der Färberzunft verselbständigten sich wiederum später die Bleicher. Dennoch blieb das Färberhandwerk eng mit der Tuchmacherei verbunden und selbst im 16. Jh. durften Straßburger Tucher noch färben.

Die ersten selbständigen Färber waren wohl die Schwarzfärber, die aber eng mit den Leinenwebern verbunden blieben. Sie kochten Eisensalze, Eisenoxide oder Feilspäne mit Gerbsäuren in Wasser, um zunächst nur Leinen, sog. Grautuche, schwarz zu färben; später benutzen sie auch Galläpfel , Rauschbeeren, Schmack (Sumach) oder Knoppern.

Waschen, Beizen, Färben und Spülen sind die wesentlichen Arbeitsgänge des Handwerks. Leinwand mußte zuvor langen Bleich- und Mangelprozessen ausgesetzt werden. Die Arbeit der Färber war naturgemäß mit einer hohen Umweltbelastung sowohl für die Natur wie auch die Menschen verbunden. Der hohe Wasserverbrauch führte zu einer Konzentration der Werkstätten an fließenden Gewässern. Diese Massierung von Handwerksbetrieben findet bis heute seinen Niederschlag in Straßennamen wie Färbergasse oder dem Färbertor in Nürnberg.

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   © 2004 Historische Interpretationen Sybille A. Beyer & Andreas Sturm GbR

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