Färben mit Naturfarben
 von Angharad Beyer

Färbeversuch 1: Getrocknete Walnußschalen

Zentrum für die Archäologie des Emslandes, Meppen, Pfingsten 2003

Ziel des Versuches war es, die Handhabung eines großen Färbe-Kessels kennenzulernen und mit Pflanzenfarben einen handelsüblichen Stoff zu färben, da uns kein handgewebter zur Verfügung stand. Wir nahmen zwei Kleidungsstücke aus vorgewaschenem mittelgrobem naturweißem Wollköper.

Als Färbemittel wählten wir getrocknete Walnußschalen aus, da der Umgang mit diesem Färbemittel recht einfach ist und genug Raum läßt, den Kessel zu erproben.

Die Versuchsanordnung

Uns stand ein alter kupferner Waschkessel mit einem Fassungsvermögen von rund 160 l zur Verfügung. Das Museum hatte dafür ein eisernes Gestell gebaut, um den Kessel transportabel aufstellen zu können. Ursprünglich waren diese Waschkessel eingemauert und hatten einen Feuerungsraum unter sich. Auf die gleiche Weise waren, zeitgenössischen Miniaturen und Gemälden nach zu urteilen, auch Färbekessel aufgebaut.

Wir stellten den Kessel auf und füllten ihn mit ca. 20 Eimern Wasser. Dann begannen wir mit dem Anfeuern, wobei wir bald feststellten, daß das offene Eisengestell zu viel Hitze zur Seite abstrahlen läßt und das Wasser sehr lange brauchen würde, um zu kochen. Deswegen schichteten wir aus alten Vollziegeln eine dreiseitige Trockenmauer mit Luftlöchern auf, was die Wärmeausbeute erheblich erhöhte. Die vierte offene Seite diente zum Schüren. Wir brauchten gut 2 Schubkarren voll Holz, hierbei handelte es sich um Abschnitte von dünnen Nadelholzstämmen und Reststücke. Gelegentliche Eichenholzstücke erhöhten die Hitze erheblich. Es dauerte ca. 2,5 Std., bis das Wasser kochte. Der ursprüngliche Deckel des Kessels war nicht mehr vorhanden, so daß wir uns mit einer nicht vollflächig deckenden Holzplatte behalfen, was zwar einen Vorteil brachte, aber noch nicht ausreichend war. Für weitere Färbeversuche werden wir daher einen passenden Holzdeckel benutzen. Auch eine Erhöhung der Ziegelmauer bis fast zum Kesselrand dürfte von Vorteil sein. Die bisherige Mauer umfaßt nur den Feuerraum unter dem Kessel.

Für die zu erwartende Menge Wasser und Stoff hatten wir 1,5 kg getrocknete Walnußschalen drei Tage in weichem Wasser eingeweicht. Wir füllten die Schalen und das Einweichwasser in den Kessel und ergänzten bis 10 cm unter den Rand, was einem ungefähren Volumen von 140 l entspricht. Die Flüssigkeit brachten wir zum Kochen und ließen sie eine Stunde lang sieden. Danach siebten wir die Schalenstücke möglichst vollständig aus dem Wasser.

Abb. aus: H. Kühnel. "Alltag im Spätmittelalter". Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1986. S. 62.

Schwarz-Färber mit Kessel auf offenem Gestell. Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, 15. Jh.

Der Kessel von Rete Amicorum.

Das Färben

Wir ließen die Flotte auf ca. 80° C. abkühlen und gaben die nassen Kleidungsstücke hinein. Durch Umrühren und Hinabdrücken mit einem Stock erreichten wir, daß sie sich ganz mit der Flotte vollsaugten und nichts herausschaute. Dann ließen wir sie mit gelegentlichem Umrühren über Nacht in der Flotte liegen, also rund 12 Stunden. Danach hatten sie die Farbe schon recht gut angenommen. Wir wollten aber ein dunkleres Braun erzielen und heizten den Kessel wieder an, um den Stoff etwa eine Stunde bei 80° C ziehen zu lassen. Dabei wurde das Färbegut in Abständen gewendet und gerührt.

Das Ergebnis der Arbeit

Entnahme der fertig gefärbten Kleider.

Beide Kleidungsstücke haben die lange Prozedur überstanden, ohne dass die Wolle eingelaufen oder verfilzt wäre. Die Stücke sind gleichmäßig flächig gefärbt, ohne dass Flecken zu entdecken sind. Die Farbe ist nun ein mattes Braun, was zweifelsohne auf der schwachen Färbekraft der getrockneten Walnußschalen beruht. Es ist jedoch auch nicht auszuschließen, dass die Fasern des Stoffes trotz Vorwäsche noch Reste einer Appretur enthielten, die die Annahme des Farbstoffes beeinflußte.

Foto: Andreas Sturm

Die gefärbten Kleidungsstücke hängen zum Trocknen. Noch sind die Stücke durch die Feuchtigkeit fleckig, doch nach dem Trocknen ist die Färbung sehr gleichmäßig.

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   © 2004 Historische Interpretationen Sybille A. Beyer & Andreas Sturm GbR

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