Rheinische Keramik im Hoch- und Spätmittelalter
6. Verwendung von Keramik im Haushalt
Funktionstyp Topf
Der Kugeltopf - gleichsam die Leitform mittelalterlicher Keramik - ist eine
langlebige Gefäßform. Seine gewölbte Standfläche
läßt ihn stabil in der Herdglut stehen und prädestiniert
ihn als Kochgeschirr auf einfachen Feuerstellen. Seine durchgehend gewölbte
Form bietet weniger Angriffsfläche für Beschädigungen als
eckige Formen. Neben der Zubereitung von Nahrung liegt auch eine Verwendung
als Vorratsgefäß nahe.
Kanne
Die Kanne dient als Vorrats- und Schenkgefäß für
Flüssigkeiten. Sie ist ein hochhalsiges Gefäß mit Henkel
und besitzt u.U. eine Gießtülle. Wegen der Verwendung zu Tisch
legte man großen Wert auf gefälliges Aussehen. Kannen sind deshalb
gerne durch plastischen Dekor und Glasuren aufgewertet worden.
Schüssel
Die Schüssel ist ein Gefäß mit großem
Mündungsdurchmesser. Welchem Zweck Schüsseln dienen konnten, ist
spekulativ, aber die Zubereitung und Darreichung von Speisen bietet sich
an.
Lampe
Kleine, schüsselfömige Gefäße können als Öllampen
angesprochen werden. Im Schleswiger Fundmaterial verschwinden Lampen mit
Standfuß im 12. Jh. Anderenorts leben flache Öllampen bis in die
frühe Neuzeit fort. Eine kleine Schneppe diente zum Einlegen des Dochtes
am Rand der Lampen.
Lebensdauer
Von archäologischer Seite läßt sich die Frage der Lebensdauer
kaum beantworten. Ethnologische Vergleichsuntersuchungen erbringen Werte,
die bei aller Vorsicht in groben Zügen auf mittelalterliche Keramik
übertragen werden können. Eine Studie in Peru stellte fest, dass
nach drei Jahren nur noch etwa 30% der ursprünglichen Gefäße
in Gebrauch waren. Andere Untersuchungen ergaben ähnliche Werte.
Während einige Vorratsgefäße bis zu 30 Jahre alt werden konnten,
zerbrachen die meisten Keramiken innerhalb von drei bis vier Jahren.
Keramikinventar eines Haushaltes
In Schleswig hat man dank eines umfangreichen und geschlossenen Befundes
versucht, die Anzahl der Keramikgefäße in einem Haushalt
annähernd zu bestimmen. Trotz der großen Anzahl von Keramikfragmenten
- man zählte schließlich rund 55 000 Gefäßfragmente
- erwiesen sich die mathematischen Verfahren als sehr ungenau. Die Berechnungen
sind durch die nur sehr grobe Stratigraphie und die schwierige Zuordnung
der Fragmente zu ursprünglichen Gefäßen mit einer starken
Fehlertoleranz behaftet. Erschwerend kommt hinzu, dass sich der
Überlieferungsschwund kaum bestimmen läßt, aber mindestens
ein Drittel betragen dürfte.
Ohne weiter auf die Rechenmethode selbst einzugehen, kann man zumindest
feststellen, dass die Zahl der Keramikgefäße und die Formenvielfalt
im Laufe des Untersuchungszeitraums zunimmt (siehe Abb.). Diese Tendenz ist
auch bei anderen Fundorten wie z.B. Elisenhof beobachtet worden.
Mindestanzahl des Keramikinventars eines Haushhalts
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